Gastbeitrag – Die Macht des Kleinen
Ein Brief einer französischen Rentnerin an jemanden, der denkt, dass die da oben doch den längeren Arm haben:
…aber was die Corona-Krise betrifft, mache ich mir immer mehr Gedanken, was uns das noch alles bringen wird. Denn auch wenn es gut und wichtig ist, positiv und optimistisch zu sein, so ist es auch wichtig wach zu bleiben für unser bisschen Demokratie, die wir noch haben. Und Krisenzeiten in denen viele Menschen arm werden und in finanziell kritische Situationen kommen, in denen keine Energie mehr übrig bleibt, um sich gegen unerwünschte Bestimmungen zu wehren, das nutzen eben die, von denen Du sagst, dass sie eh am längeren Hebel sitzen, gerne aus.
Wir „Kleinen“ können mehr bewirken als wir glauben (Beispiel eines Autobahnprojektes)
Mein Mann Yves und ich haben ja einige Erfahrungen, wie man den Hebel doch auch ein bisschen herumdrücken kann, wenn man sich einsetzt. Ich sag immer, abgesehen von vielen kleineren Geschichten, an die ich mich im Einzelnen nicht mehr erinnere, haben wir viel dazu beigetragen zwei große Projekte, nämlich eine Autobahn und das Ausbeuten von Schiefergas im Gard und der Ardèche zu verhindern. Im ersteren Falle war es ein Tramper, der alle Jahre mal bei uns reinschaute, weil wir ihn mal mitgenommen hatten und der in seinem Gepäck einen Flyer hatte von Leuten, die etwas südlicher von uns gegen ein Autobahnprojekt mobilisierten. Und in der Tat, es ging um eine Autobahn, die von Valence bis Narbonne verdoppelt werden sollte und die Route war am Fuße der Cevennen durch unser Tal hindurch. Wir nannten sie die A79 weil sie parallel zur A7 und A9 funktionieren sollte.
Das war aber ein Schock!!! Wir brauchten doch nicht noch mehr Autobahnen, noch mehr Verkehr und noch mehr Klimaprobleme!!! Und ehrlich gesagt, der Egoismus, nicht sowas Naturzerstörerisches, Lautes unser Glück im Süden zerstören zu sehen, spielte natürlich auch eine grosse Rolle, unsere Energien anzuheizen.
Wir wurden aktiv
Naja und dann ging es los. Wir gingen auf die umliegenden Gemeinden und wollten wissen, wie sie zu der Sache standen, dann haben wir von Haus zu Haus in der ganzen Gegend Flugblätter in die Briefkästen gesteckt, auf den Märkten Informations-Stände gehalten, Leute gefunden, die Lichtbildervorträge in den verschieden Gemeinden hielten, und auch einen Verein gegen das Autobahnprojekt gegründet und am Ende waren wir ein Glied von einer langen Kette -von Narbonne bis weit in die Ardèche hinein- von Gegnern der Autobahn. Wir haben das wunderbare Glück gehabt an einer Demonstration von über 10.000 Menschen teilzunehmen, alles war festlich und kein Mensch hat danach gefragt, wie das angefangen hat. Für jeden hat es da angefangen, wo er eingestiegen ist! Es war schon auch viel Mühe dabei, aber wie viele schöne Erlebnisse, die Bewegung immer mehr wachsen zu sehen! Alle möglichen Gruppen und Vereine haben sich nach und nach zu uns gesellt und zu guter Letzt ist das Autobahnprojekt in den Schreibtischschüben liegen geblieben.
Ein zweites Beispiel „Schiefergasgewinnung“
Das andere Projekt war gegen die Schiefergasgewinnung. Das war auch ein wahnsinniges Erlebnis. Da war es Yves, der den Stein ins Rollen gebracht hatte. Und das war dann ein noch härterer Kampf. Denn da waren schon große Gelder von multinationalen oder zumindest ausländischen Firmen involviert, die der Staat, der z.T. die Lizenzen schon verkauft hatte, zurückzahlen musste. Es fing damit an, dass ein Bekannter aus dem Dorf zu uns zum Mauern helfen kam und uns erzählte, dass er gerade vor ein paar Tagen in der Zeitung gelesen hatte, dass man bei uns Schiefergas drillen wird. Da hat Francis gesagt, er soll unbedingt schauen, dass er die Zeitung noch findet und sie uns sofort rüberbringen soll. Und dann ging es wieder los! Alles sehr ähnlich, wie ich schon für die Autobahn erzählt habe. Nur dass es noch viel, viel mehr Mobilisation gab. Es mussten diesmal auch noch „Wachposten“ organisiert werden, dass sobald jemand auf der Autobahn, auf der Landstraße oder sonst wo, einen Laster entdecken würde, der mit den entsprechenden Maschinen zum Drillen ausgestattet ist, dann wusste wo er Alarm schlagen musste. Das Gleiche, wenn jemand irgendwo verdächtige Baustellen in der Landschaft entdecken sollte… Mein Gott! Wie viele Veranstaltungen mit Festlichkeiten, mit Entertainment und Kuchenbacken … und bei den größten Demos war sogar der José Bové dabei der damals Europaabgeordneter war…
Dieser Gastbeitrag wurde geschrieben von
Frau F aus Süd-Frankreich
(Autorin möchte anonym bleiben)
Kommentar von Hansjörg Stützle
Das ist eine Geschichte aus dem wahren Leben und wunderbar auf das Thema Bargeldverbot zu projizieren. Denn die Ausgangslage für den Erhalt des Bargeldes erscheint ähnlich aussichtslos wie es auch bei den oben beschriebenen Projekten „Autobahn und Schiefergasgewinnung“ einst war. Wenn man die Lobby hinter der Bargeldabschaffung wahrnimmt und deren Einfluss- und Machtmöglichkeiten, ist eine weitere Eingrenzung des Bargeldes oder sogar ein Bargeldverbot nur eine Frage der Zeit.
Und tatsächlich erscheint das Unterfangen, das Bargeldverbot zu verhindern aussichtslos, wenn man den Grundgedanken „die da oben sind mächtig“ oder „nur die da oben können das Bargeldverbot verhindern“ oder „wir Kleinen können doch nichts ausrichten“ folgt. Aber das ist nicht wahr. Die Geschichte von Frau F. zeigt dies deutlich auf. Deshalb bin ich über diesen Gast-Blog-Beitrag sehr dankbar. Er zeigt auf, welche Macht wir tatsächlich haben.
Die Voraussetzung, um das Bargeldverbot zu verhindern ist jedoch, dass wir Bürger in unsere Kraft kommen und aktiv werden. Also unseren Einfluss geltend machen, um die Abschaffung des Bargeldes zu verhindern und damit dem Bargeld dauerhaften Bestand geben.
Eigentlich ist alles sehr einfach. Die Lösung ist mit einem Wort zu beschreiben:
T U N
Also wir alle müssen aktiv werden und für das Bargeld etwas TUN.
Wer sich über die Hintergründe der Bargeldabschaffung informieren möchte und vielleicht aktiv zum Erhalt des Bargeldes beitragen möchte, kann auf der Internetseite Bargeldverbot.info sehr gute Informationen und Lösungen zum Erhalt des Bargeldes finden.
Hier ein Video zu dem Thema „Lösungen“.
https://www.youtube.com/watch?time_continue=175&v=9BnHM9NSkg4&feature=emb_logo
Machen Sie mit?
Hansjörg Stützle
Das Thema „schleichende Bargeld-Abschaffung“fällt vielen nicht auf. Ich habe das Bargeldkomplott von Hansjörg Stützle gelesen. Ich lese es jetzt noch einmal, weil es für die Auseinandersetzung mit der Realität so unverzichtbar ist.
Die Art und Weise, wie die schleichende Bargeld-Abschaffung durch die Lektüre des Buches erkennbar wird schafft auch einen erweiterten Einblick bei anderen Zusammenhängen, wie die konzertiert/ orchestrierte Kooperation von Interessengruppen. Die Frage, wem die Bargeld-Abschaffung nützt ist durch das Buch im Wesentlichen beantwortet.
Es gibt eine Vielzahl von Themen und Ablenkungen die verhindern dass sich Menschen der Konsequenzen einer Bargeld-Abschaffung bewusst werden.
Die allerwenigsten Leute wären bereit Fremden ihren Haustürschlüssel, ihren PKW oder die Betreuung ihrer Kinder anzuvertrauen. Beim Geld läuft irgend etwas komplett anders. Aber wieso eigentlich ? Die Frage, die nie konkret beantwortet wird ist vielleicht, ob und wann Geld Eigentum und ob und wann Geld Mittel zum Zweck ist.
Wenn man sein Geld nicht mehr unter sein Kopfkissen packen kann, weil es im digitalen Banken-Giro eingesperrt ist, ist es auch nicht mehr eigenes Geld, es bleibt nur noch Mittel zum Zweck und viele wenn´s und aber können daran gehaftet werden noch bevor der Zweck dann auch wirklich erfüllt werden wird.
Bargeld ist 100 Prozent in der eigenen Verfügungsgewalt, man kann es in die Kanäle lenken, in denen es auch wirklich ankommen soll.
Bei elektonischem bzw, digitalem Geld sind ganz erhebliche Stolpersteine mit dabei. Deshalb ist
digitales Geld auch immer schon enteignetes Geld, weil die Verfügungsgewalt nur noch an Bedingungen geknüpft ist, die Regeln unterliegen auf die man keinerlei Einfluss mehr hat.
Sogar Eigentümer von wertvollen Rohstoffen wie Gold und Silber könnte der Zugang zum digitalen Giro geblockt werden von denen, die die Regeln für das digitale Geld setzen, indem ihnen die Transformation ihrer Edelmetalle in digitales Staats-Monopol- Geld verwehrt wird.
Ich bin heute mit einer Gruppe von 6 Jugendlichen ins Gespräch gekommen. Auf einem Berliner S Bahnhof habe ich alle 6 gefragt, ob sie heute beim Einkaufen lieber auf Karte bzw. elektronische Bezahlformen zurückgreifen, als auf Bargeld?
Nacheinander sagten mir alle ohne lange zu überlegen, dass sie Bargeld vorziehen. Sie sagten es so spontan, überzeugt und direkt, dass ich mich in meinem Engagement für das Bargeld weiter ermutigt sehe. Es geht voran !!!