Unsere Bargeld-Petition im Spiegel der Medien
Schon 75.000 Menschen erheben ihre Stimme für den europaweiten Schutz des Bargelds. Das Anliegen verbreitet sich vor allem dank von zivilgesellschaftlichem Engagement. Hunderte Regionalzeitungsbüros hatten von den Initiatoren gut belegte Informationen zu den aktuell dramatischen Entwicklungen rund um Bargeld erhalten. Doch keines dieser Medien berichtete über die Petition. Niemand bat die Initiatoren, ihr Wissen zu teilen. Zum Glück gibt es auch freie Journalisten und konzernunabhängige Medien. Dort besteht mehr Interesse an der Frage, wie es ums Bargeld steht und was die Petition bewirken kann. Von Hakon von Holst, 15.08.2024.
Im Fernsehen
Zunehmend lehnen Geschäfte Bargeld ab. Verkehrsunternehmen verabschieden sich von Scheinen und Münzen. Bankautomaten verschwinden. Anstatt einzugreifen, plant die EU-Kommission, die Mitgliedsstaaten damit zu beauftragen, die Lage in ihrem Land zu beurteilen. Und erst wenn die Beurteilung ergibt, dass es dem Bargeld zu schlecht geht, sollen die Staaten nach eigenem Dafürhalten über Gegenmaßnahmen nachdenken. Bis dahin vergehen Jahre und der Widerstand in der Wirtschaft gegen eine Bargeld-Annahmepflicht wird immer größer.
Gegen diese Entwicklungen wendet sich die Petition. Und kurz bevor es losging, war Co-Initiator Hansjörg Stützle zu Gast im SWR-Fernsehen. In der Sendung »Zur Sache! Baden-Württemberg« diskutierte er am 20. Juni 2024 mit dem Zentralbereichsleiter Bargeld der Deutschen Bundesbank, Stefan Hardt. Dieser sagte, die Bundesbank stelle Bargeld bereit, solange der Bürger es nachfrage. Schließlich musste er aber einräumen, dass die Bargeld-Infrastruktur bei niedriger Nachfrage wohl kaum aufrechterhalten werden würde und folglich Bargeld schwerlich in den Umlauf kommt.
Im Klartext heißt das: Wenn immer mehr Geschäfte Bargeld ablehnen und auch deshalb immer weniger Leute bar bezahlen, dann werden die Geldautomaten kaum in Anspruch genommen und mangels Wirtschaftlichkeit von den Banken abgebaut. Für den Bürger wird es dann immer schwieriger, an Bargeld zu kommen und Bargeld auszugeben. Ein Negativkreislauf. Hansjörg Stützle sagte in der Sendung, dass der Bürger die Wahl hat: Wer mit Karte zahlt, stimmt für die Bargeldabschaffung; wer mit Scheinen und Münzen zahlt, stimmt für den Erhalt des Bargelds. Stefan Hardt nickte zustimmend.
Interviews auf Video
Das Ende der Barzahlung kommt unweigerlich, machte Hansjörg Stützle deutlich im Gespräch mit der früheren TV-Moderatorin Milena Preradovic am 25. Juli 2024. »Wir müssen nur eines tun: nichts tun.« Nach der neuesten Bundesbankstudie wurden im Jahr 2023 noch 51 Prozent der Geschäfte in bar abgewickelt. Seit 2017 ist der Bargeldanteil jedes Jahr um vier Prozentpunkte gesunken. Wenn sich der Rückgang nicht abbremst, werden im Jahr 2035 nur noch 3 Prozent der Einkäufe mit Banknoten und Münzen beglichen.
Zu allem Überdruss möchte die Politik ein neues staatliches Zahlungsmittel einführen: den digitalen Euro. Damit bekäme Bargeld einen zusätzlichen Konkurrenten. Auch ein Blick auf die globale Situation macht mulmig: China mit 1,3 Milliarden Menschen befindet sich auf dem Weg in die Bargeldlosigkeit. Narendra Modi, Premierminister von Indien mit 1,4 Milliarden Einwohnern, sagte, er wolle, dass sein Land »eine Gesellschaft ohne Bargeld wird«.
Hansjörg Stützle und Milena Preradovic unterhielten sich auch über das Billionen-Geschäftsmodell der Finanzindustrie, warum der Einzelhandel immer mehr Gebühren für Kartenzahlungen entrichten muss, genauso wie über substanzlose Argumente für eine Bargeldabschaffung und immer härtere Barzahlungsverbote ab Höchstgrenzen von 500 Euro je nach EU-Land.
Thomas Jörder ist gelernter Bänker und setzt sich heute für ein besseres Geldsystem ein. Mit Hansjörg Stützle sprach er im Juli 2024 über die menschliche Seite des Bargelds. Als Geldumgangstrainer und ehemaliger Schuldenberater weiß Stützle, dass Bargeld ein wunderbares Mittel ist, die eigenen Ausgaben zu begrenzen. Die maximal bequemen digitalen Zahlungsmethoden machen es Menschen leichter, ihr Geld auszugeben.
Doch das ist gar nicht mal ein Vorteil. Wer mit Bargeld bezahlt, der spürt deutlicher, dass ihn der Einkauf etwas kostet. Denn von den Banknoten muss er sich für immer trennen. Mit EC-Karte und Handy wird Geldausgeben unsichtbar und entzieht sich den eigenen Sinnen. Schon heute steigt die Jugendverschuldung. Es wäre gelebte Verantwortung gegenüber künftigen Generationen, Bargeld vor der schleichenden Verdrängung zu bewahren.
Radio-Interviews
Auf der jetzigen Grundlage besitzt die Barzahlung keine Überlebenschance, stellte Hansjörg Stützle auch im Interview mit dem Internet-Radiosender Kontrafunk am 16. Juli 2024 klar. Für die großen Handelsketten bringt es Kostenersparnisse, nur ein Zahlungssystem an der Kasse anzubieten: entweder das physische mit Bargeld oder das digitale. Und wenn der Trend zum Digitalen weitergeht, wird Bargeld aus den Läden verschwinden. Hier setzt die Petition für das Bargeld an und verfolgt drei Ziele:
Erstens: Aufmerksam machen, dass Bargeld so schnell als möglich Schutz braucht, und zeigen, dass jetzt die Chance dazu besteht. Zweitens: Die geplante Bevorzugung des digitalen Euros abwenden. Diesen soll der Einzelhandel bei Strafe akzeptieren, während für Bargeld ein solches Privileg nicht geplant ist. Die Petition fordert eine Gleichstellung mit dem digitalen Euro, sodass jeder in der Lage ist, in allen Läden mit Banknoten und Münzen zu bezahlen. Drittens will die Initiative eine Vernetzung Gleichgesinnter erreichen, sodass weitere Initiativen zum Schutz des Bargeld koordiniert angestoßen werden können.
Artikel
Der renommierte Wirtschaftsjournalist Dr. Norbert Häring hat seit 2016 unglaubliche Aufklärungsarbeit geleistet und viel recherchiert zu den Profiteuren und Helfern der Verdrängung des Bargelds aus unserem Leben. Er zog bis zum Europäischen Gerichtshof, um ein Recht auf Barzahlung durchzusetzen, leider ohne den ersehnten Erfolg.
Norbert Häring schrieb am 18. Juli 2024: »Unterschreiben auch Sie diese wichtige Petition! Eine hohe Beteiligung hilft allen, die als Institutionen oder als Privatpersonen gegenüber EU-Abgeordneten und Regierungen ihr Anliegen vortragen, dessen Dringlichkeit und die breite Unterstützung in der Bevölkerung zu demonstrieren.« Gut gesagt. Darum helfen auch Sie mit, Bargeld für die Zukunft zu bewahren, und verbreiten Sie die Petition in Ihrem Wirkungskreis.
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