Bundesbank setzt Zukunft von Bargeld auf Tagesordnung
Banken verschwinden in die digitale Welt. Mit ihnen gehen Filialen und Geldautomaten. Selbst Bäckereien lehnen vereinzelt Bargeld ab. Die Deutsche Bundesbank hat erkannt, dass sie das einzige freie staatliche Zahlungsmittel nicht verteidigen kann. Zumindest nicht allein. Jetzt tagt erstmals ein nationales Bargeldforum. Von Hakon von Holst, 16.02.2024.
Auch in einer zunehmend digitalen Welt wollen 93 Prozent die Wahl behalten, ob sie bar oder unbar bezahlen, wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Bundesbank ergab. Ein Selbstläufer sei das aber nicht, kommentierte Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz. Darum kommen Vertreter von Einzelhandel, Geldtransportunternehmen, Banken und Verbraucherschutz an einen Tisch. Das Forum soll bis zu zwei Mal im Jahr tagen, das erste Mal am 16. Februar 2024.
Bargeld schütze die Privatsphäre und helfe, die eigenen Ausgaben im Blick zu behalten, schreibt Michaela Schröder von der Verbraucherzentrale. Doch »Händler und Gastronomen lehnen das bewährte Zahlungsmittel immer wieder einseitig ab, Banken bauen Geldautomaten ab oder schließen Filialen«. Eine Antwort erhofft sich die Verbraucherschützerin vom Nationalen Bargeldforum.
Die Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) vertritt die Sicherheitstransporteure bei den Gesprächen. Die Vereinigung kritisiert die geplante EU-weite Barzahlungsobergrenze. Solche Maßnahmen ließen den Eindruck entstehen, »Bargeld sei als Zahlungsmittel nicht mehr erwünscht«. Wer Bezahlen mit Bargeld ab bestimmten Grenzen verbietet, zwingt den Bürger, die Dienste von Banken zu nutzen. Doch auf die Gefahren solcher privaten Zahlungsmittel (Überweisung, Kartenzahlung und andere) weise der Staat nicht hin, so die BDGW.
Ohne eine Bank vor Ort stünden Gewerbetreibende vor Problemen: »Einnahmen können nicht eingezahlt, Wechselgeld nicht bezogen werden.« Zwischen 2018 und 2021 verschwand knapp jede vierte Bankfiliale. Der Verband BDGW kritisiert, dass Einzelhändler immer höhere Gebühren zu tragen haben, wenn sie Geld auf der Bank einzahlen. Als Reaktion auf die hohen Kosten wirkten Händler auf ihre Kunden ein, möglichst bargeldlos zu bezahlen.
Mit schuld daran ist die Münzprüfverordnung der EU-Kommission. Früher haben Einzelhändler Münzrollen auf die Bank gebracht; die Bank gab sie dann an den nächsten Einzelhändler weiter. Doch seit 2015 müssen alle eingezahlten Münzen auf Echtheit geprüft werden. Auch die kleinen roten und goldenen Centmünzen. Sie zu fälschen wäre teurer als ihr Nennwert. Da schwerlich jede Filiale mit einem teuren Münzprüfgerät ausgestattet werden kann, fallen Geldtransporte an.
Man kann dem Bargeldforum nur gutes Gelingen wünschen. Vor drei Jahren traf sich bereits eine ähnliche Arbeitsgruppe unter der Obhut der Europäischen Zentralbank. Damals verließ der Europaverband der Geldtransportunternehmen (ESTA) die Gespräche wegen mangelnder Verhandlungsbereitschaft seitens der Banken. Letztendlich kommt es auf den Willen des Bürgers an. Wer bar bezahlt, schafft dem Bargeld eine Zukunft.
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