Meine Beziehung zu Bargeld
Bargeld hielt ich für so selbstverständlich, dass ich mir bis vor wenigen Monaten keine Gedanken dazu gemacht habe.
Wann ich zum ersten Mal Taschengeld bekam, weiß ich nicht genau – ich glaub, ich war schon kurz vor jugendlich. In meiner Kindheit hat mich Geld nicht interessiert, ich habe Zählen und Rechnen mit meinen Fingern, mit Steinchen, Knöpfen und sonstigen Gegenständen gelernt, die zur Verfügung standen, oder mit Punkten, die ich auf Papier gemalt habe.
Das bisschen Taschengeld, das ich bekam, verwendete ich für Süßigkeiten am Kiosk zwischen Schule und Bahnhof und später für Eis auf dem Heimweg.
Eine Tante schenkte mir damals zum Geburtstag und zu Weihnachten jeweils einen Schein, ungefähr 10 DM oder auch 20. Das war nun ein Geld, welches ich nicht vernaschen wollte, sondern sparen. Davon habe ich mir ein- oder zweimal einen Satz Reitstunden geleistet.
Ein Schein im Unterschied zu Münzen war eine Einheit, die ich nicht einfach zerbröseln wollte. Nach und nach habe ich dann für einige andere Dinge, die ich mir wünschte, gespart.
Schon als Kind hatte ich mir vorgenommen, niemals reich werden zu wollen. Ich hatte bei Reichsein immer den Eindruck, dass man sich dann die ganze Zeit um seine Sachen und seinen Reichtum kümmern muss – die volle Zeitverschwendung für mein Empfinden. Dieser Entschluss wirkt bis heute zu meiner großen Zufriedenheit (ich bin jetzt 67).
Insofern habe ich mich mit Geld nie sehr befasst – außer hin und wieder festzustellen, dass ich das, was ich wichtig finde, ohne Geld zum allergrößten Teil gar nicht tun könnte. Die Basis ist immer materiell – seien es Bücher, aus denen ich geistige Inhalte erfahre oder seien es Fahrten zu Seminaren und Vorträgen.
Vor ca. 2 Jahren habe ich zum ersten Mal nebenbei von Bargeldabschaffung gehört, und seitdem hin und wieder. Erst durch das Webinar zur Bargeldabschaffung mit Hansjörg Stützle habe ich begriffen, welche Konsequenzen damit verbunden sind und dass die Sache viel ernster ist, als einem lieb sein kann, wenn man wie ich gerne Bargeld verwendet.
Seit dem Webinar versuche ich trotz meines sehr vollen Zeitplans, ein bisschen mitzumachen bei der Verzögerung der Bargeldabschaffung: ich zahle wieder nur noch bar beim Einkaufen, gehe extra mit Liebe zum Bargeld an den Bankautomaten und lasse mir schöne Scheine zuschieben. Mein Lebensgefährte verwendet ebenfalls seitdem wieder entschiedener als zuvor Bargeld – Ausnahme große Beträge bei Inspektion des Autos oder online-Abbuchungen von Versicherungen etc. Ich reduziere online-Handel auf das Allernötigste, was ich regional nicht bekomme. Das mache ich allerdings schon immer so, weil ich bewusst den örtlichen Einzelhandel unterstütze, wenn sie Ware haben, die ich brauche – und weil ich noch bewusster sämtliche Lebensmittel im Bioladen einkaufe. Ich kaufe nie bei Aldi oder Lidl.
In der letzten Zeit habe ich mich mit voller Absicht an den schönen, farbigen Euroscheinen gefreut, die der Automat mir zugeschoben hat: ich habe sie aufgefächert nebeneinander gelegt, um die Farben gleichzeitig sehen zu können und mich an dem Farbenspiel zu freuen. Ich spreche sogar manchmal mit den geistigen Geldwesen und bedanke mich, dass sie mitwirken, dass wir so schöne Scheine verwenden können.
Die liebevolle Zuwendung zu den Scheinen und dann auch zu den Münzen mag ein bisschen helfen, die Bargeldabschaffung zu verzögern. Dass ich wohl nie erfahren werde, ob es geholfen hat, ist mir unwichtig. Hauptsache ich tue es. Und ein Bärenkartenset habe ich endlich auch bestellt, zum Verteilen.
Der 100-DM-Schein war früher mein Lieblingsschein, wegen der Farbkombination grün-hellgelb, wenn ich das richtig erinnere. Der 100€-Schein ist jetzt mein Lieblingsschein, obwohl mir aufgefallen ist, dass er im Laufe der Jahre einmal in der Farbigkeit geändert wurde und seitdem etwas blasser ist als zu Anfang der Eurozeit. Er verschwindet halt sehr schnell – mir ist wichtig, dass Geld in Umlauf ist, sich ständig in Bewegung befindet und nicht lange bei mir herumliegt.
Dieser Gastbeitrag wurde geschrieben von
Gunhild Maria Heck (Rosenheim in Bayern)
Kommentar von Hansjörg Stützle
Dieser Gastbeitrag umfasst viele Bereiche: Umgang mit Geld – Emotionen – Erhalt des Bargeldes – Selbstwirksamkeit etc.
Mich persönlich hat der zweitletzte Absatz sehr berührt:
… mag ein bisschen helfen, die Bargeldabschaffung zu verzögern. Dass ich wohl nie erfahren werde, ob es geholfen hat, ist mir unwichtig. Hauptsache ich tue es.
Natürlich wollen wir alle in unserem TUN auch eine Wirkung sehen – wie z.B. das Bargeld und somit unsere Freiheit zu erhalten. Aber eine Garantie bekommen wir hierfür nicht.
Ich selber habe mir oft die Frage gestellt, ob es bei den gewaltigen Entwicklungen zur Bargeldabschaffung Sinn macht, sich für den Bargelderhalt einzusetzen. Nicht selten empfand ich es wie gegen Windmühlen zu kämpfen. Und wenn man so eine exponierte Stellung einnimmt wie ich es tue, fühlt es sich an wie ein Ritt in einem kleinen Boot mitten in einem Orkan im Ozean.
Aber wenn ich dann das Thema aus einer höheren Ebene betrachte, es also nicht nach den scheinbaren physischen Macht- und Kraftverhältnissen messe, sondern meinem Gefühl und Gewissen Raum gebe und folge, beginnt Ruhe in mein Leben einzukehren. Ich fühle die Sicherheit und Gewissheit, dass ich es tun muss, weil es sich einfach richtig anfühlt. Die Wogen in meinem Leben glätten sich und ich fühle mich mit meinem kleinen Boot wie in einem sicheren Hafen.
Ich finde es wichtig, dass wir beim Erhalt des Bargeldes darauf achten, immer unserem Gewissen Raum zu geben und dem zu folgen. Ob wir Erfolg haben werden? Das weiß auch ich nicht. Aber eines weiß ich ganz bestimmt: Dass ich mit meinem Gewissen im Reinen bin. Aus höherer Sicht der größte Lohn, den man bekommen kann.
Mit sich und seinem Gewissen im Reinen zu sein! Das ist der Lohn, den wir in jedem Fall schon jetzt haben werden.
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